Wie geht Josef K. in Kafkas Roman 'der Prozess' mit dem Vorwurf der Schuld um?
Der verantwortungsbewusste Bankangestellte Josef K. wird eines Tages plötzlich von unbekannten Männern verhaftet. Ohne, dass diese ihm den Grund für die Verhaftung nennen können, wird er darum Gebeten zu seinem Prozess vor Gericht zu erscheinen. Josef K. ist sich sicher, dass es sich um einen Irrtum handeln muss, denn er kann sich beim besten Willen nicht entsinnen, was er falsch gemacht haben könnte. Um diesen Irrtum so schnell wie möglich aus der Welt zu schaffen, tritt er schon bald entschlossen den Weg zum Gericht an. Der Prozess zieht sich immer länger und plötzlich scheint sich K.s ganzes Leben nur noch um diesen Prozess zu drehen. Er selbst will das nicht sehen und redet sich ein, der Prozess würde ihn völlig kalt lassen. Das Gericht erscheint so surreal, dass es sich dabei wohl kaum um ein Gerichtsgebäude handelt. Viel mehr wirkt es wie ein geistiger Begriff, ein Lebensgericht, dass K. anklagt, sein Leben falsch zu leben. Anstatt das genauer zu hinterfragen ,verdrängt Josef K. alles was darauf hinweißt, dass der Grund für seine Anklage in ihm selbst liegt. Das ist warscheinlich sein Fehler, denn auch auf mehrer Hinweise darauf, dass der Prozess ein Prozess seines Lebens ist, ignoriert er und wird schließlich menschenunwürdig von zwei Männern des Gerichts hingerichtet. Selbst unmittelbar vor der Hinrichtung erkennt Josef K. den Grund für seine Verhaftung nicht. Im Gegensatz zu Alfred Ill in 'der Besuch der alten Dame' von Dürrenmatt, versäumt K. bis zu seinem Tod die Schuldfrage zu stellen. Er stirbt einen sinnlosen Tod, der auf ein ebenso sinnloses Leben folgt. Die Art und Weise wie K. mit dem Vorwurf der Schuld umgeht ist gerade deswegen so deprimierend, weil es scheinbar nur K. selbst ist, der an dieser Schuld beteiligt ist. Er selbst, sein eigenes Leben klagt ihn an und ein Prozess haftet sich an ihn. Doch anstatt sich mit diesem und seinem Gewissen auseinanderzusetzen, verdrängt er den Gedanken an eine Schuld permanent und wird schließlich von fremden Mächten hingerichtet. K. schein unfähig zu sein, jegliche Verantwortung für seine Entscheidungen, für sein Leben zu übernehmen. Nichtmal für oder gegen seinen Tod entscheidet er sich. Er lässt die Hinrichtung einfach über sich ergehen.
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