Mittwoch, 29. Februar 2012

Aufschrieb vom 29.02, Deutsch TA1, TA2 und TA3 Tipps:

TA1: Bei einem Drama kann es in die 5 typischen Teile gegliedert sein, dann muss man herausfinden, um welchen Teil es sich bei der vorliegenden Textstelle handelt:
- Exposition
- Steigerung
- Peripetie ( Wenn es nicht nur eindeutig eine einzige Peripetie gibt, kann man auch einfach von 'einer' Peripetie anstatt von 'der' Peripetie sprechen)
- retardierendes Moment (stillstehende Handlung)
- fallende Handlung

Das ist bei den Werken von Kleist, Kafka und Dürrenmatt NUR bei Dürrenmatt so richtig der Fall. Kleists 'Michael Kohlhaas' ist eine Novelle und 'der Prozess' von Kafka ist ein Roman.

Bei Kafka ist es vielmehr eine zirkuläre Handlung, sie dreht sich in einer 'Abwärtsspirale' auf das Ende zu.

Was hebt das Niveau einer TA1 sofort?


- Motive beschreiben
- Handlungsoptionen, Alternativen abwägen

Überleitung zur TA2: "...an dieser Stelle setzt der vorliegende Textauszug ein"

TA2:


Das Prinzip: Ankündigen - zitieren - erläutern!
- Nur die Zitate, zu denen man auch sprachlich etwas sagen kann aufzählen.
- Inwiefern korrespondiert die sprachliche Auffälligkeit mit dem Inhalt?

auf welche sprachlichen Dinge sollte man achten?


- Ellipsen (Auslassung von Worten, verkürzte Sätze), parataktisch? ( Mehrer gleichrangige Nebensätze aneinandergereiht), hypotaktisch? (Ein übergeordneter Satz an den sich viele untergeordnete Nebensätze reihen), Inversionen, verkürzter Satzbau, Stirnstellung eines Satzteils, Parallelismus? Chiasmus? rethorische Fragen? Bindeworte?

Erzähltechniken:

1) erlebte Rede: anstelle eines 'ich' steht 'er', 'sie' oder 'es', Imperfekt (Vergangenheit) Statt Präsens (Gegenwart)
2) auktorialer Erzähler? Wenn das Geschehen vom Erzähler bewertet wird, wenn der Erzähler mehr über das Geschehen weiß, als die Hauptfigur

Bsp: Bei Kafka ist es schwer zu sagen, ob es sich um erlebte Rede oder einen auktorialen Erzähler handelt. Der Leser bleibt im Unklaren. Die Ambiguität der Erzählperspektive Korrespondiert mit der Uneindeutigkeit des Inhalts.

Tonfall?
Gestik?
Symbole?
BSP: Bei Dürrenmatt:
- die gelben Schuhe
- der schwarze Panther
- der Sarg
- der Gasthof zum goldenen Apostel

Bei Kleist:
-Die Rappen
- der Schlagbaum, (Kohlhaas verlässt sein Paradies der heilen Welt)
- das Amulett der Zigeunerin

Bei Kafka:
- Das Gericht
- die Dachböden
- die Lichtverhältnisse
- Das Bett beim Advokaten

zu TA3:


Deutungsmöglichkeiten bei Kafka:
- Das Gericht als Lebensgericht
- persönliche Deutung, Bezüge zu Kafkas Biografie
- Vorsehung auf die NS-Zeit
- Jeder Mensch ist von Grund auf schuldig vor Gott (nach dem alten Testament)

Deutungsmöglichkeiten bei Dürrenmatt:
- Kollektivschuld ( NS-Zeit)
- Güllen ist überall
- das Prinzip der Rache

Deutungsmöglichkeiten bei Kleist:
- Napoleon, ein WIderstandskampf muss rücksichtlos geführt werden wenn man gegen ein Unrechtsregime Erfolg haben will
- Motiv: Differenz zwischen Schein und sein. Zwischen äußerem Anschein und tatsächlichen Sachverhalten.
Kohlhaas wirkt auf den ersten Blick wie ein brutaler Terrorist. In Wahrheit ist er ein Mensch, der für das Höchste was es gibt Kämpft, unter Einsatz seines eigenen Lebens.

Wie beginnt man eine TA3?

Zuerst macht man sich ein Konzept, Stichpunkte, wie man es gliedern möchte.
Über die Werke die noch nicht in TA1 und TA2 vorkamen muss man einen kurzen Überblick geben (knappe Inhaltsangabe)

Im ersten Satz die Fragestellung aufgreifen.
Gibt es Fallen in der Fragestellung? Ist die eigene Antwort vollständig?

Am Schluss ein Untersuchungsergebnis bringen.
- Verwendung der Worte 'einerseits...andererseits' Zeigt, dass man differenziert denken kann.




Montag, 27. Februar 2012

20 Fragen....


20 Fragen zur Deutsch-Klausur:

1)Welche Einleitungstypen gibt es und was macht man, wenn man keine gute Einleitung hat?
  • Historische Einleitung, Bsp: „Dürrenmatt schrieb sein Drama 1956, elf Jahre nach dem zweiten Weltkrieg...“
  • persönliche Einleitung
  • Thematisch, aktuelle Einleitung
wenn man keine Einleitug hat: WEGLASSEN!!!

2) Auf welche 3 Formen einer TA1 hat man sich jeweils vorzubereiten?
  • knappe Fassung („Fassen sie die vorangegangene Handlung bis zum Einsetzen der vorliegenden Textstelle knapp zusammen“)
  • Kompositionsanalyse („welche Funktion hat der vorliegende Textauszug für den gesamten Verlauf der Handlung?“)
  • Normalfassung: („ fassen sie den Inhalt des Werkes zusammen und arbeiten sie das Wesentliche heraus“)
    3) Worauf muss man achten, wenn man in der TA1 einen Textauszug in das Werkganze einordnen soll (Kompositionsanalyse) ?
  • Die Grundregel für das Erläutern: ankündigen, zitieren, erläutern.
  • Fragen zur inhaltlichen Erläuterung:
    1) in welcher äußeren und inneren Situation befindet sich X?
    2) Was behauptet X? Wonach fragt X?
    3) Was macht X mit seinem Gegenüber? Was geschieht?
    4) Was macht X nicht? Was geschieht nicht?
    5) Warum macht X das? Warum und wodurch geschieht das was geschieht?
    6) Wie kann man das, was X tut erklären?
    7) Welche Motive und Absichten hat X für sein Handeln`?
    8) Wie, auf welche Art und Weise verhält X sich?(anderen gegenüber?)
    9) Welche Folgen hat das Handeln von X für Andere und für X selbst?
    10) Ist das Handeln typisch für X oder eher Untypisch?(Belege!!!)
    11) Wie ist das Handeln von X zu bewerten? Wie finde ich es persönlich? Was zeigt es über X? Ist es eine Leistung oder Schwäche oder sogar ein Fehler von X?
    12) Woran erinnert das Verhalten von X?
    13) Womit kann man es vergleichen?
    14) In welchem Verhältnis steht das, was X tut zum gesamten Werk?
    15) Gibt es im Hinblick auf das Handeln von X einen Zeitbezug oder sogar eine allgemeine Gültigkeit?

  1. Wie lauten die 4 wichtigsten Interpretationsgedanken/Thesen für 'Michael Kohlhaas', die man sich nicht entgehen lassen sollte?

  • Ist ein gewaltsamer Widerstandskampf gegen ein Unrechtsregime legitim?
  • Kritik am niederträchtigen Besatzungsregime Napoleons
  • Persönliche Ebene: Menschenwürde hat einen höheren Stellenwert als das physische Leben
  • Kritik am Rechtsstaat: nicht einmal das fundamentale Recht auf einen Prozess wird einem gewährt.

  1. Wie lauten die vier wichtigsten Interpretationsgedanken/Thesen für Kafkas 'der Prozess', die man sich nicht entgehen lassen sollte?

  • Deutung des Gerichtes als Lebensgericht
  • Kritik am undurchschaubaren Staatsapparat: der Mensch geht unter, kann die Umstände, die über sein Leben bestimmen nicht mehr durchschauen.
  • Visionäre Vorwegnahme des zweiten Weltkrieges ( plötzliche Verhaftung ohne erkennbaren Grund)
  • Persönliche Interpretation: Josef K. Ist eigentlich Kafka selbst.

  1. Wie lauten die vier wichtigsten Interpretationsgedanken in Dürrenmatts 'Der Besuch der alten Dame', die man sich nicht entgehen lassen sollte?

  • Kapitalismuskritik?
  • Claire als Schicksalsgöttin?
  • Demokratiekritik?
  • Kollektivschuld?
  • Selbstjustiz, Rache?
  • Karma?

  1. Zur Erläuterung der sprachlichen Form:

  1. Wie lauten die 5 besten Einleitungsformeln für die sprachliche Erläuterung?
    - ???????????????????????????????????????????????????????????

  1. Zu TA3: Welche zwei Aufgaben sollte man am Anfang von jeder TA3 lösen?
    ....
    .............
    .......................
    ...............................
    FORTSETZUNG FOLGT!!!

Textanalyse der 'Türhüterparabel' in Kafkas Roman 'der Prozess'


Textanalyse: 'der Prozesss' , 'Türhüter-Parabel'

Im vorliegenden Textauszug wird ein Gespräch zwischen K. Und einem Geistlichen beschrieben. Die Beiden treffen sich in einem Dom, der Geistliche scheint auch zum Gericht zu gehören. In ihrem Gespräch erklärt der Geistliche K., dass er sich in dem Gericht täusche und erzählt ihm dazu eine Geschichte. Die Geschichte handelt von einem Mann, der bei einem Türhüter um Einlass in das Gesetz bittet. Er wird abgwiesen und wartet bis zu seinem Tod zu den Füßen des Türhüters. Er bittet immer wieder um Einlass, stellt jedoch die entscheidende Frage, warum er nicht eingelassen wird, nicht. Er befasst sich nur oberflächlich mit den Gründen und kommt nicht darauf, dass er selbst der Grund ist, aus dem ihm der Eintritt verwehrt wird.
Der Textauszug beginnt damit, dass K. Im Dom auf den Geistlichen trifft:“der Geistliche streckte ihm schon von einer oberen Stufe die Hand entgegen“(Z.1-2). Diese Geste des Geistlichen zeigt, dass er K. Deutlich überlegen ist. Außerdem bietet er K. Seine Hilfe an, er kommt ihm entgegen. Auffällig sind hier die räumlichen Verhältnisse, die durchaus symbolisch aufgefasst werden können:“sie gingen nebeneinander im dunklen Seitenschiff auf und ab.“(Z.4-5). Das 'dunkle Seitenschiff' spiegelt K.s inneren Zustand . Das Seitenschiff wirkt bedrückend und unheimlich- so wie auch der ganze Prozess auf K.wirkt.
Nachdem der Geistliche K.versichert, genug Zeit für ihn zu haben, reicht er ihm eine kleine Lampe. Auch das kann symbolisch aufgefasst werden: Das Licht der Lampe könnte für einen kleinen Hinweis stehen, den der Geistliche K.geben wird.
Ob K. Die Lampe annimmt wird nicht gesagt und bleibt ungewiss. Gewiss ist nur, dass er das 'Licht ' der Erzählung nicht aufgreifen wird. Das wiederrum spiegelt K.s Unsicherheit und Unentschlossenheit wider.
In dem Gespräch geht K.anfangs sehr offen auf den Geistlichen zu:“ich habe mehr Vertrauen zu dir als zu irgendjemand von ihnen(...)“(Z.7). Der Geistliche aber weist ihn in kargem Tonfall zurück:“Täusche dich nicht.“(Z.8). K.redet an dieser Stelle in viel längeren Sätzen als der Geistliche. Dadurch klingt K.verzweifelt und hilfesuchend aber auch nervös und unsicher.
Auf die Frage hin, worin er sich denn eigentlich täusche, antwortet der Geistliche in eindringlichem Tonfall:“in dem Gericht täuschst du dich.“(Z.8-9). Durch den inversiven Satzbau liegt die Betonung auf dem Gericht. Das unterstreicht, dass K.sich in dem entscheidenden Punkt täuscht. Außerdem wird das Wort 'täuschen' in verschiedenen Formen in Zeile 7-10 insgesamt viermal wiederholt. Das hebt K.s Fehleinschätzung des Gerichts noch stärker hervor und baut Spannung auf: dadurch, dass das Wort 'täuschen' sooft genannt wird, wird deutlich, dass es sich um eine bedeutsame Täuschung handelt. Worin genau diese Täuschung liegt, wird nicht gesagt.
Anschließend fängt der Geistliche an, K.die Geschichte des Mannes vom Lande zu erzählen, der bei dem Türhüter des Gesetzes den Eintritt in das Gesetz verlangt:“zu diesem Türhüter kommt ein Mann vom Lande und bittet um Eintritt in das Gesetz“(Z.10-11). Die Bitte an sich klingt skurril: Ein Gesetz ist kein Gebäude, sondern ein ideeller Sachverhalt.In der Parabel wird der Begriff jedoch metaphorisch räumlich aufgefasst.
Die ersten Sätze der Geschichte sind schlichte, aneinander gereihte, parataktische Hauptsätze. Der Tonfall klingt lapidar und archaisch, was vor allem in den ersten Zeilen der Parabel auffällt:“Vor dem Gesetz steht ein Türhüter. Zu diesem Türhüter kommt ein Mann vom Lande und bittet um Eintritt in das Gesetz.Aber der Türhüter sagt, dass er ihm jetzt den Eintritt nicht gewähren könne. Der Mann überlegt und fragt dann, ob er also später werde eintreten dürfen.'Es ist möglich' sagte der Türhüter,'jetzt aber nicht'.“
Diese Formulierung erinnert an ein die eines alten Märchens.
Der Tonfall des Türhüters ist ähnlich apodiktisch, wie zuvor der des Geistlichen K. gegenüber:“(...)Merke aber: ich bin mächtig.“(Z.16). Der Türhüter erklärt dem Mann vom Lande, dass er ihm den Eintritt nicht gewähren könne, aber dass er ruhig versuchen könne, an ihm vorbei in das Gesetz zu gelangen. Er zählt darauf hin einige Gründe in fünf aneinandergereihten, parataktischen Sätzen auf, warum es zwecklos wäre, zu versuchen an ihm vorbei in das Gesetz zu gelangen:“wenn es dich so lockt, versuche es doch trotz meinem Verbot hinein zu gehen.Merke aber: ich bin mächtig.Und ich bin nur der untersteTürhüter.Von Sahl zu Sahl stehen aber Türhüter , einer mächtiger als der andere. Schon den Anblick des dritten kann nichteinmal ich mehr vertragen.“ Durch die Aneinandereihung dieser Sätze wirkt die Hürde, die der Mann vom Lande zum Eintritt in das Gesetz überwinden müsste, noch größer und unüberwindbarer.Der Türhüter schildert, dass er nur der unterste Türhüter wäre und im Gesetz noch viele weitere vorzufinden wären. Diese Undurchschaubare Hierarchie erinnert an das Gericht, mit dem Josef K. Zu tun hat.
Der Mann vom Lande beschließt, zu den Füßen des Türhüter solange zu warten bis er eingelassen würde. Wie m die lange Wartezeit zu verdeutlichen, werden jetzt unwichtige, belanglose Deitails über das Aussehen des Türhüter geschildert:“(...)seine große Spitznase,den langen, dünnen, tartarischen Bart(...)“(Z.20). Das Warten des Mannes wird außerdem sehr grotesk beschrieben(Z.22):“dort wartete er Tage und Jahre.“. Normalerweise würde man es so formulieren:“ dort wartete er Tage und Wochen.“. Der Sprung von einer kleinen Zeiteinheit wie 'Tage' zu einer großen wie 'Jahre' fällt auf und verstärkt das Gefühl, dass der Mann vom Lande einen Ewigkeit zu den Füßen des Türhüters zugebracht haben muss.
Während dieser langen Wartezeit, in der der Mann vom Lande unermüdlich immer wieder um Einlass bittet, vertreibt er sich die Zeit damit, den Türhüter ganz genau zu beobachten. Er fixiert sich nur noch auf diesen einen Türhüter und scheint sein ursprüngliches Ziel längst aus den Augen verloren zu haben. Dass er das Wesentliche nicht erkennt wird an der folgenden Textpassage hervorgehoben:“er wird kindisch und da er in dem jahrelangen Studium des Türhüters auch die Flöhe in seinem Pelzkragen erkannt hat, bittet er auch die Flöhe ihm zu helfen(...).“ Der Mann vom Lande wird langsam alt und schwach. Im Kontrast zu ihm scheint derTürhüter eine zeitlose Figur zu sein und überhaupt nicht zu altern.
Auch wird der Türhüter viel größer als der Mann vom Lande beschrieben:“der Türhüter muss sich tief zu ihm hinunter neigen, denn die Größenunterschiede haben sich sehr zuungunsten des Mannes verändert.“(Z.41). Diese Metapher verdeutlicht die Unterlegenheit und Schwäche des Mannes dem Türhüter gegenüber.
Langsam kommt die Geschichte zu ihrem Ende. Der Mann vom Lande stirbt und kurz vor seinem Tod- als es schon zu spät für ihn ist-stellt er die Frage, die er all die Jahre längst hätte stellen
sollen:“ Alles streben doch nach dem Gesetz(...).Wie kommt es, dass in den vielen Jahren niemand außer mir Einlass verlangt hat?“(Z.44). Der Türhüter antwortet eindringlich und in apodiktischem Tonfall:“hier konnte niemand sonst Einlass erhalten, denn dieser Eingang war nur für dich bestimmt.Ich gehe jetzt und schließe ihn.“ Hier endet der vorliegende Textauszug.
Erzähltechnisch arbeitet die ganze Geschichte auf diese Pointe hin.
Auffällig ist, dass der Türhüter oft in direkter Rede zu dem Mann vom Landde spricht. Dieser jedoch nur ein einziges Mal, und zwar als er kurz vor seinem Tod die wichtige Frage stellt.
Das zeigt nochmals die Überlegenheit des Türhüters und die Bedeutungslosigkeit der Fragen des Mannes vom Lande bsi auf diese eine Letzte.
Ganz offensichtlich bezieht sich diese Geschichte auf die momentane Situation Josef K.s. Der Mann vom Lande stellt die entscheidende Frage erst, als es zu späht ist so wie auch K.sich nicht ernsthaft genug nach dem tieferen Sinn seines Prozesses fragt. Beide halten die äußeren Umstände für den Grund ihrer Probleme anstatt die Gründe in sich selbst zu suchen. Beide fixieren sich auf unwesentliche Dinge und gehen der Konfrontation mit ihren eigenen Fehlern aus dem Weg.
Der Geistliche wollte K.mit dieser Geschichte auf den Grund seiner Täuschung hinweisen und ihm helfen, den wahren Grund für seine Verhaftung herauszufinden.
Eine mögliche Deutung des Gerichtes in der Parabel ist, dass es symbolisch für ein Lebensgericht des Mannes vom Lande steht. Eine Parallele zu K.s Anklage: auch K.s Prozess könnte eine Art 'Lebensprozess' sein. Eine Anklage die aus K.s eigenem Gewissen stammt und ihm vorwirft, an seinem Leben vorbei zu leben und den wirklichen Sinn des Lebens zu verfehlen. Aber genau wie der Mann vom Lande in der Parabel, beschäftigt auch K. Sich nur oberflächlich mit den Gründen seiner Verhaftung. Stattdessen belügt er sich selbst, in dem er sich einredet, nicht zu wissen wofür er angeklagt wird. Ein zufriedenes Leben zu führen, bedeutet Verwantwortung für die eigenen Taten zu übernehmen und zu seinen Sichtweisen zu stehen. Genau das macht K.nicht. Stattdessen scheint K. chronisch unzufrieden zu sein und nicht in der Lage Fehler bei sich zu suchen. Das dies der Grund für die merkwürdige Verhaftung sein könnte, scheint K.auch nachdem er die Parabel gehört hat nicht zu erkennen.
Ein eindeutige Klärung der Parabel wird jedoch hartnäckig verweigert. K.verhält sich hinterher sogar noch unsicherer als zuvor.

Teilaufgabe 3 "die Rolle der Bevölkerung"


TA 3:

'Die Rolle der Bevölkerung'
-untersuchen sie, welche Rolle die Bevölkerung im Kampf um Gerechtigkeit in Kleists Novelle, Dürrenmatts Drama und in Kafkas Roman jeweils spielen.

Bevölkerung in Kleists Novelle 'Michael Kohlhaas':
  • Die Bevölkerung ist in gewisser Weise immer Spiegel der Haltung der Obrigkeit, Kohlhaas gegenüber. Am Anfang sind sie gegen ihn, halten den Junker Wenzel von Tronka vor ihm versteckt und nehmen seine Mandate nicht ernst. SO auch die Obrigkeit: Sie verwehren Kohlhaas das fundamentale Recht auf einen Prozess gegen den Junker und zwingen ihn so zum gewaltsamen Widerstand.
  • Im zweiten Teil der Novelle, in dem sich plötzlich alle Dinge wie durch göttliche Fügung für Michael Kohlhaas zum Guten wenden, steht auch die Bevölkerung plötzlich hinter ihm. Der Brandenburger Kurfürst setzt sich für Kohlhaas ein und verhilft ihm in Dresden zu einem Fairen Prozess gegen den Junker (Kohlhaas bekommt in allen Anklagepunkten Recht). Kohlhaas muss sich allerdings am schluss noch ein letztes Mal vor Gericht behaupten. In Brandenburg wird er des Kaiserlichen Landfriedensbruches bezichtigt. Kohlhaas erkennt seinen Fehler an und ist bereit dafür gerade zu stehen,. Dieses Verhalten macht Eindruck bei der Bevölkerung und Kohlhaas wird noch kurz vor seinem Tod als mutiger Volksheld gefeiert.
  • Kohlhaas verdankt seine Beliebtheit gegen Ende warscheinlich auch seiner Eigenschaft s´trotz seines brutalen Widerstandskampfes gegen die Obrigkeit bereit für Kompromisse zu sein und sein Verhalten ständig zu reflektieren und Kritik annehmen zu können. Er versucht ständig sein Verhalten zu erklären und steht konsequent hitner seinen Prinzipien. Das wirkt sympathisch aber auch beeindruckend. Viele in der Bevölkerung damals wünschten sich vermutlich so mutig wie Michael Kohlhaas zu sein.

Bevölkerung in Kafkas Roman 'der Prozess'
  • die Bevölkerung in Kafkas Roman spielt hier eine weniger große Rolle als sie es in Kleists Novelle oder Dürrenmatts Drama tut. In Kafkas Roman geht es hauptsächlich um Josef K. Selbst. Die Bevölkerung oder bessergesagt: die Menschen mit denen K. Etwas zu tun hat dienen lediglich dazu, die verworrene Wahrnehmung K.s seiner Umwelt zu unterstreichen. Psychoanalytisch betrachtet weißt sein Verhältnis zu Frauen auf eine infantile Neurose hin. Die Frauen, allesamt aufreizend und anzüglich gezeichnet, zeigen sein gestörtes Verhältnis zu Gefühlen wie Liebe, echter Zuneigung und Vertrauen. K. Scheint sehr allein zu sein und hat weder Freunde noch eine feste Partnerin. Auch von einer Familie ist nicht viel zu merken. Bis auf einen Onkel, der ihn einmal kurz besucht und ihmdabei helfen will, die Fassade vom perfekten Prokuristen aufrecht zu erhalten um die Familie nicht zu blamieren. Das weist auf ein oberflächliches, angespanntes Verhältnis zu seiner Familie hin. Auch hier scheint K. Unfähig jeglicher emotionalen Bindung oder Regung zu sein. Alle anderen Personen die im weiteren Verlauf des Romans auftauchen gehören auch zu dem ominösen, undurchschaubaren Gericht, das ihn anklagt. Dadurch, dass die Personen überall sind wirken sie Bedrohlich auf K. Obwohl sie ihm sogar teilweise ihre Hilfe anbieten. Das Gericht schein überall zu sein und K. Fühlt sich verfolgt und bedrängt von seinem Prozess. Die Personen überall, die alle mit dem Gericht zusammenhängen unterstreichen, dass es sich hier nicht unbedingt um ein reales Gerichtsgebäude handelt, welches K. Anklagt sondern vielemehr um etwas noch höheres. Fast macht es den Anschein, K. Bilde sich die vielen Menschen nur ein und der Prozess ist ein Prozess, der nur innerhalb K.s vorgeht. Eine Art Lebenskrise in der K. Sich für sein gesamtes Tun sich selbst gegenüber verwantworten muss. Die Bevölkerung in Kafkas Roman wäre demnach dann die verschiedenen Stimmen in K.s Kopf. Verschiedene Erinnerungen, Vorwürfe und Ängste- dargestellt als Personen.
Bevölkerung in Dürrenmatts Drama 'der Besuch der alten Dame'
  • Von allen drei Werken, spielt die Bevölkerung in Dürrenmatts Drama die Größte Rolle. Sie ist eigentlich ein eigener Charakter des Stückes. Obwohl es sich bei der Bevölkerung um viele verschiedene Personen handelt, hat man nicht das Gefühl, dass es sich um viele verschieden Identitäten handelt als viel mehr um eine Kollektiv-Identität.
  • Obwohl die Güllener detaillierter Beschrieben sind als die Bevölkerung in Kleists Novelle ensteht das Gefühl, einer entindividualisierten, monoton denkenden Masse viel stärker als bei Michael Kohlhaas.
  • Die Bevölkerung in Dürrenmatts Drama könnte zeigen, dass auch die Demokratie als Staatsform nicht immer die beste ist. Denn die Mehrheit entscheidet sich nicht immer für die moralisch beste Lösung eines Problems. Das wird deutlich als die Güllener im Kollektiv Ill für eine Milliarde umbringen.
  • Weder bei Kleist noch bei Kafka ist die Bevölkerung für den Handlungsverlauf zwingend notwendig. Bei Dürrenmatt ist sie jedoch Teil des Geschehens und unbedingt notwendig für das Geschehen. Die alte Dame könnte ihren Racheplan ohne die Bevölkerung garnicht durchsetzen und ohne die Bevölkerung wäre der Grund zur Rache garnicht erst entstanden.
  • Die Bevölkerung in 'Der Besuch der alten Dame' spielt eine entscheident wichtige Rolle und ist aus dem Stück nicht wegzudenken während sie in Kafkas Roman und Kleists Novelle nicht unbedingt notwendig für den Verlauf der Handlung ist und lediglich als Räpresentant der Auwirkungen des Handelns des Protagonisten dienen.

Die Rolle der Bevölkerung in Kafkas Roman 'der Prozess' ist nicht besonders groß und doch von großer Wichtigkeit. Zunächs einmal fragt man sich: wo ist hier überhaupt die Bevölkerung? Es geht doch hauptsächlich um den durchschnittlichen Prokuristen Josef K. , seine verzerrten Wahrnehmungen der Umwelt und falschen Einschätzung seiner Mitmenschen. Aber genau da fängt die Bevölkerung an, eine Rolle zu spielen: in K.s irrationaler Wahrnehmung seiner Mitmenschen und seinem zwischenmenschlichem Verständnis- das anscheinend nicht vorhanden ist. Doch nun der Reihe nach: Josef K. Wird eines Tages von unbekannten Männern eines ominösen, undurchschaubaren Gerichtes verhaftet. Sie können ihm jedoch nicht sagen weshalb und K. Stellt die frage nach seiner Schuld nur ein einziges Mal, ganz am Anfang. Offensichtlich kann er sich auch nicht denken, worin seine Schuld bestehen könnte, denn gerade der um durchschnittlichkeit und Ordnung bemühte K. Ist sich keiner Schuld bewusst. Die Anklage tut er als Irrtum ab und geht lediglich aus dem einen Grund zum Gericht, um den Prozess schnell hinter sich zu bringen. Er versucht garnicht erst, über mögliche gründe für seine Verhaftung nachzudenken und obwohl er sich fest vornimmt, dem Prozess so wenig Bedeutung wie möglich beizumessen, nimmt dieser bald einen bedeutend großen Platz in K.s Leben ein. Das Gericht ist überall. Alle Personen, mit denen K. In Kontakt kommt, haben plötzlich etwas mit dem Gericht zu tun und scheinbar alle wissen von K.s Prozess. Bei dem Gericht selber handelt es sich ganz offensichtlich nicht um ein Gerichtsgebäude im Wortsinn sondern vielmehr um das Gericht als geistigen Begriff. Der Prozess, der sich an K. Von dem Tag der Verhaftung an 'haftet' könnte auch eine Art Lebenskrise K.s sein, ein Prozess über sein eigenes Leben, der sich nur in seinem Kopf abspielt. In diesem Sinne würden auch die vielen Menschen, die alle mit dem Gericht zusammenhängen Sinn ergeben: sie könnten die verschiedenen Stimmen in K.s Kopf sein. Stimmen der Schuld, der Angst, Vorwürfe, die er sich selbst macht und Erlebnisse die er verarbeiten muss. Men könnte sagen, die Bevölkerung in Kafkas Roman sind Teil des Gerichts, also des Gewissens von Josef K. Selbst. An K.s schwierigem Verhältnis zu Frauen wird das besonders deutlich: Er scheint unfähig zu sein, eine Beziehung aufzubauen, nicht in der Lage sich emotional an jemanden zu binden oder überhaupt echte Gefühle für eine Person zu entwickeln. Die Frauen benutzt er lediglich als austauschbare Objekte der Lust. Psychoanalytisch betrachtet weißt diese verhalten auf eine infantile Neurose hin: Die Frauen könnten auf ein schwer zu verarbeitendes Erlebnis in K.s früher Kindheit hinweisen. Vielleicht ist er einmal verraten worden und konnte damit nicht umgehen, denn anscheinend hat er starke Bindungängste. Doch nicht nur das, auch in Anwesenheit der anderen Personen wirkt K. Immer nervös und unsicher. Nach den Treffen macht er sich Vorwürfe, er könne sich falsch verhalten- oder etwas Falsches gesagt haben. Wenn diese Personen die personifiezierten Ängste und Stimmen in K.s Kopf sind, sind auch sie unbedingt notwendig für den Verlauf der Handlung. Bei Kleists Novelle 'Michael Kohlhaas' ist es ein bißchen offensichtlicher: Dem Rosshändler Michael Kohlhaas werden auf einer geschäftlichen Reise zwei Pferde misshandelt. Als er dagegen klagen will wird ihm ein Prozess hartnäckig verwehrt und nachdem er mehrmals daran scheitert auf Legalem Wege noch etwas zu erreichen, zieht der Rosshändler, für welchen die Menschenwürde einen Höheren Stellenwert hat als das physische Leben, in den gewaltsamen Widerstandskampf. Als er fast scheitert, gelingt es ihm durch beinahe göttliche Fügungen und glückliche Zufälle doch noch seinen Prozess zu bekommen. Obwohl er ganz zum Schluss rechtmäßig wegen Landfriedensbruchs zum Tode verurteilt wird, stirbt er zufrieden und mit der Welt im Reinen: Er hat kurz zuvor seinen Prozess bekommen und obendrein in allen Anklagepunkten Recht. Ausserdem ist er in der Lage seinen Fehler einzusehen und dafür gerade zu stehen. Die Bevölkerung macht gewissermaßen parallel zu den Gerichten, vor denen Kohlhaas sich behaupten muss eine Entwicklung durch: Anfangs sind sie verschreckt und empört über das gewaltsame Vorgehen Kohlhaasens. Sie verstecken sogar den Junker Wenzel von Tronka hinter dem Kohlhaas her ist, und weigern sich ihn trotz vieler Drohungen auszuliefern. Gleichzeitig verweigern die Gerichte Kohlhaas einen Prozess gegen den Junker, stellen ihm eine Falle und verurteilen ihn obedrein noch unrechtmäßig in einem öffentlichen Schauprozess zu Tode. Als Kohlhaas durch viele Zufälle doch noch an den ihm zustehenden Prozess kommt und er endlich das Verständnis der Obrigkeit erlangt, scheint auch plötzlich die Bevölkerung auf seiner Seite zu stehen und ihn sogar zu bewundern. Die Bevölkerung funktioniert hier sozusagen als Repräsentant für die Stellung der Obrigkeit Kohlhaas gegenüber. Seine Eigenschaft, eigene Fehler einzusehen und Kompromisse einzugehen macht ihn zum gefeierten Volkshelden. Die Bevölkerung bewundert ihn für seinen Mut und seine Konsequenz obwohl sie ihn genau dafür am Anfang unter dem Einfluss der Obrigkeit verurteilt haben. Kleist zeigt damit, dass die Bevölkerung doch ein beeinflussbares Kollektiv ist und dass es einen starken, konsequenten Anführer braucht, um sie auf seine Seite zu ziehen und so eine Revolution gegen die Obrigkeit durchführen zu können. Ähnlich gleichgeschaltet ist die Bevölkerung in Dürrenmatts Drama 'der Besuch der alten Dame' dargestellt. Obwohl es sich hier zum Teil um einzelne Personen handelt, sind diese so stark entindividualisiert dass sie insgesamt anonymer und monotoner wirken als die Bevölkerung bei Kohlhaas. Bei Kohlhaas fallen zumindest ab und zu einzelne Charaktere aus dem Muster und handeln nicht gleichgeschaltet mit der Masse. Die Zigeunerin, die Kohlhaas am Ende hilft und dem Sächsischen Kurfürst seine Zukunft prophzeit ist wohl das beste Beispiel für ein Individuum, dass sich von der Masse abhebt.
Bei Dürrenmatt gibt es solche Personen nicht. In einer verlasssenen Kleinstadt, genannt Güllen, wartet man aufgeregt auf die Ankunft einer alten, milliarden schweren Dame. Sie hoffen darauf, von der Milliardärin aus der finanziellen Not befreit zu werden und versuchen krampfhaft einen perfekten ersten Eindruck zu erzeugen. Bereits hier zeigt sich die verlogenen Fassade , die die Güllener auch im weiteren Verlauf der Handlung konsequent aufrecht erhalten. Tatsächlich bietet die alte Dame den Güllenern ihre Hilfe an- allerdings unter einer Bedingung: Sie verlangt, dass die Güllener ihren Ex-Freund Alfred Ill, der sie damals verlassen hatte, umbringen. Dafür bietet sie eine Milliarde für Güllen. Zuerst lehnen die Güllener scheinbar entrüstet ab. Ihre moralischen Prinzipien gebieten es ihnen. Bereits hier wird deutlich, dass die Meinung der Güllener praktisch nur eine einzige ist. Selbst in gesprochenen Dialogen kann man kaum den Einzelnen heraushören. Für die Rachemission der alten Dame ist das kollektive Handeln und Denken der Güllener perfekt: Sie kann sie durch ihr Angebot als Mordinstrument Alfred Ills benutzen. Damit straft sie nicht nur Ill für seinen früheren Verrat sondern auch die Güllener für ihre Verlogenheit und ihr demütigendes Verhalten als sie Güllen damals als schwangere Frau verlassen musste. Das Schlimme an der Bestrafung der Güllener ist nicht, dass sie Ill umbringen an sich sondern, dass sie ihre Seelen verkaufen ohne es zu merken.
Obwohl die Rolle der Bevölkerung in Dürrenmatts Drama am offensichtlichsten ist, ist sie trotzdem auch bei Kleists Novelle und Kafkas Roman unbedingt notwendig für den Verlauf der Handlung und die Entwicklung der Charaktere. Durch die Personen und ihre Art wie sie auf Josef K.s Verhalten reagieren hat K. Überhaupt erst die Möglichkeit, sein Handeln zu reflektieren. Bei Kleists Novelle 'Michael Kohlhaas' ist die Funktion der Bevölkerung einfach: Sie lassen sich von der Obrigkeit beeinflussen und reflektieren die Stimmung der Obrigkeit gegenüber Kohlhaas. Die Einzelnen individuellen Charaktere, mit denen Kohlhaas in berührung kommt zeigen ganz unterschiedliche Dinge. Die Zigeunerin hilf ihm und versteht seine wahren Absichten während alle, die mit dem Junker Wenzel von Tronka zusammen hängen versuchen Kohlhaas in Fallen zu locken und ihn auflaufen zu lassen. Sie repräsentieren die Kurruptheit des Staates. Bei Dürrenmatt ist die Bevölkerung fest in die Handlung eingebunden und als Masse ein Protagonist des Stückes.

Montag, 20. Februar 2012

precious thought 2

Wie geht Josef K. in Kafkas Roman 'der Prozess' mit dem Vorwurf der Schuld um?

Der verantwortungsbewusste Bankangestellte Josef K. wird eines Tages plötzlich von unbekannten Männern verhaftet. Ohne, dass diese ihm den Grund für die Verhaftung nennen können, wird er darum Gebeten zu seinem Prozess vor Gericht zu erscheinen. Josef K. ist sich sicher, dass es sich um einen Irrtum handeln muss, denn er kann sich beim besten Willen nicht entsinnen, was er falsch gemacht haben könnte. Um diesen Irrtum so schnell wie möglich aus der Welt zu schaffen, tritt er schon bald entschlossen den Weg zum Gericht an. Der Prozess zieht sich immer länger und plötzlich scheint sich K.s ganzes Leben nur noch um diesen Prozess zu drehen. Er selbst will das nicht sehen und redet sich ein, der Prozess würde ihn völlig kalt lassen. Das Gericht erscheint so surreal, dass es sich dabei wohl kaum um ein Gerichtsgebäude handelt. Viel mehr wirkt es wie ein geistiger Begriff, ein Lebensgericht, dass K. anklagt, sein Leben falsch zu leben. Anstatt das genauer zu hinterfragen ,verdrängt Josef K. alles was darauf hinweißt, dass der Grund für seine Anklage in ihm selbst liegt. Das ist warscheinlich sein Fehler, denn auch auf mehrer Hinweise darauf, dass der Prozess ein Prozess seines Lebens ist, ignoriert er und wird schließlich menschenunwürdig von zwei Männern des Gerichts hingerichtet. Selbst unmittelbar vor der Hinrichtung erkennt Josef K. den Grund für seine Verhaftung nicht. Im Gegensatz zu Alfred Ill in 'der Besuch der alten Dame' von Dürrenmatt, versäumt K. bis zu seinem Tod die Schuldfrage zu stellen. Er stirbt einen sinnlosen Tod, der auf ein ebenso sinnloses Leben folgt. Die Art und Weise wie K. mit dem Vorwurf der Schuld umgeht ist gerade deswegen so deprimierend, weil es scheinbar nur K. selbst ist, der an dieser Schuld beteiligt ist. Er selbst, sein eigenes Leben klagt ihn an und ein Prozess haftet sich an ihn. Doch anstatt sich mit diesem und seinem Gewissen auseinanderzusetzen, verdrängt er den Gedanken an eine Schuld permanent und wird schließlich von fremden Mächten hingerichtet. K. schein unfähig zu sein, jegliche Verantwortung für seine Entscheidungen, für sein Leben zu übernehmen. Nichtmal für oder gegen seinen Tod entscheidet er sich.  Er lässt die Hinrichtung einfach über sich ergehen.

precious thought 1

Wie geht der Charakter Alfred Ill aus Dürrenmatts tragischer Komödie 'der Besuch der alten Dame', 
mit dem Vorwurf der Schuld um?

Zunächst zu Alfred Ill: Ill, Bewohner des kleinen fiktiven Städtchens 'Güllen' hatte in seiner Jugend eine Liebesbeziehung zu der extravaganten Klara Wäscher, die sich inzwischen Claire Zachanassian nennt. Als sie ein Kind von ihm erwartet, leugnet er unter Falschaussage die Vaterschaft und verlässt sie für eine finanziell unabhängige Frau, die er daraufhin heiratet. Klara Wäscher verlässt gedemütigt, verletzt und entwürdigt das Städtchen- schwört sich aber eines Tages zurück zu kommen und sich zu rächen. Es vergehen Tage und Jahre und Ill führ ein ruhiges Leben mit seinen zwei Kindern und seiner Frau. Er kann sich nicht beklagen über sein Leben, während Klara Wäscher sich in Hamburg prostituiert und danach einen Ehemann nach dem Anderen hat, unfähig zu lieben, nachdem sie verraten wurde. Sie wird, reich, sehr reich sogar. Durch das Vermögen ihrer Ehemänner und das Aufkaufen von Firmen wird sie zur Multimilliardärin und sorgfältig beginnt sie ihren Rachefeldzug. Erst kauft sie einige Fabriken und am Ende ganz Güllen auf. Wer Geld hat , hat die Macht. Unter diesem Motto lässt sie die Güllener verarmen und deren wirtschaftliche Situation ist mehr als bedenklich als sie eines Tages mit einem Schnellzug in Güllen einrauscht. Sie bietet den Güllenern eine Milliarde um das Städtchen aus der finanziellen Not zu retten. Doch das ist nicht alles. Sie verlangt auch etwas von den Güllenern: Ills Tod. Erschrocken lehnen die Güllener dieses Angebot zunächst ab, doch die alte Dame weiß, dass sie nur zu warten braucht. 
Ill reagiert zunächst entsetzt. er tut seinen Verrat an Claire als Jugendstreich ab und beschönigt alle unangenehmen Tatsachen. Er verlässt sich darauf, dass die Güllener ihr Wort halten werden und hinter ihm stehen. Er versucht mit Claire zu reden und sie umzustimmen. Die ganze Zeit über macht er ihr etwas vor: er nennt sie bei ihren alten Kosenamen und sagt er wünsche sich die Zeit damals zurück. Claire reagiert auf diese falschen Schwärmereien demaskierend und desillusionierend. Sie durchschaut Ill. Als immer mehr Güllener anfangen Schulden zu machen und sich neue Sachen anzuschaffen wird Ill langsam nervös. Er merkt, dass sie auf seinen Tod spekulieren und stößt überall wo er auch Hilfe sucht auf Granit. Niemand nimmt seine Angst ernst, die Güllener lügen ihm schamlos ins Gesicht, so wie er einst Klara Wäscher belogen hatte. Er fängt langsam an, über das Gewicht seiner Jugendsünde nachzudenken und stellt sich der Schuldfrage. Allerdings erst, nachdem er merkt, dass selbst seine Familie neue, teure Sachen besitzt, was zeigt, dass auch sie mit seinem Tod rechnen. Erst ganz zum Schluss ist er in der Lage, seine Schuld zu erkennen und vor allem zu verstehen. Sein schlechtes Gewissen und die Gewissheit, dass ihn die Rache Claires früher oder später treffen wird, hindern ihn sogar daran, zu fliehen. Erst als er merkt, dass es keinen Ausweg gibt, akzeptiert er sein Schicksal und lässt sich von dem Kollektiv der Güllener hinrichten. Auch die Güllener erhalten ihre Strafe, die jedoch weitaus schlimmer ist, als Ills Hinrichtung: Nach dem Motto: 'stell dir vor es ist Hölle und keiner merkt es' begehen die Güllener einen Mord für eine Milliarde. Sie verwerfen damit ihre moralischen Prinzipien, für materielle Werte und sind auch noch glücklich damit. Ill ist der Einzige, der sich wenigstens am Schluss seiner Schuld bewusst wird und bereit ist, dafür bestraft zu werden.